| ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
| Apg 10,21-35 | Jes 8,23b-9,3 | 1 Kor 1, 10-13.17 | Mt 4, 12-23 |
Die beiden AutorInnen betrachten des Predigttext der ev. Perikopenordnung und den Evangeliumstext der kath. Leseordnung.
Apg 10, 21-35
Nachhaltigkeitsaspekt:
Die Erzählung aus Apostelgeschichte 10 kann dem Nachhaltigen Entwicklungsziel (Sustainable Development Goal – SDG) 10 der Vereinten Nationen (VN) zugeordnet werden.[1] Dieses verfolgt das Ziel, Ungleichheiten in der Welt zu verringern. Das Unterziel 10.2 möchte alle Menschen unabhängig von u.a. Ethnizität, Herkunft oder Religion zur Selbstbestimmung befähigen und ihre soziale, wirtschaftliche und politische Inklusion fördern. Das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) führt genauer aus, dass staatliche Mittel genutzt werden sollten, um allen Menschen Zugang zu Basisdienstleistungen zu ermöglichen. Die Ausgrenzung von benachteiligten Personen muss konsequent bekämpft werden.
Exegetische Beobachtungen:
Hier mag die besondere Herausforderung für ein nachhaltige Predigt von Apostelgeschichte 10,21-35 liegen, da der Hauptmann Kornelius zwar religiöse und soziale Ausgrenzung erfährt, als Hauptmann der Truppen der Besatzungsmacht ansonsten aber nicht zur benachteiligten Bevölkerung gezählt werden kann. Kornelius handelt bereits selbstbestimmt, indem er auf die Erscheinung der Engel hin seine Boten zu Petrus sendet (V.7).
Alexander Kyrychenko ermittelt in zeitgenössischen Quellen ein negativ gezeichnetes Bild der römischen Besatzungsarmee.[2] Er stellt zudem fest, dass das römische Militär im lukanischen Doppelwerk im Vergleich zu den anderen Evangelien positiver dargestellt wird.[3] So auch in Apg 10: Der Hauptmann genießt trotz seiner Herkunft und Rolle als fremder Besatzer einen guten Ruf: Er wird als gerecht und gottesfürchtig vorgestellt (V.22). Lukas betont die bestehende religiöse Fremdheit. Sein Verhalten zeigt, dass er trotz aller Annäherung ans Judentum weiterhin dem Heidentum verhaftet ist.[4] Umso bemerkenswerter ist, dass Petrus diesen bleibenden Unterschied anerkennt (V.28) und zugleich das Fazit ziehen kann, dass er fortan keinen Menschen mehr gemein oder unrein nennen soll. Diese Erkenntnis zieht praktische Konsequenzen nach sich: Petrus betritt das Haus des Fremden.
Predigtanregung:
Unter den oben genannten Aspekten mag gegenwärtig die verringerte Teilhabemöglichkeit aufgrund von Ethnizität und/oder Herkunft gegenüber anderen Ungleichheitsfaktoren die größte Relevanz haben. Ich denke dabei vor allem an den Umgang mit Muslimen, insbesondere Migranten, in unserer Gesellschaft.
Für Predigende mag es reizvoll sein, sich dem Thema über das Motiv des wechselseitigen Betretens der Häuser zu nähern. Während die Boten zunächst vor Petrus‘ Tor warten müssen, betritt dieser als Folge seines eigenen Umdenkens umgekehrt das Haus des Fremden. Solche wechselseitigen Besuche sind hervorragende Gelegenheiten, gegenseitige Vorurteile zu überwinden und einander besser kennenzulernen. Das Einüben eines normalen Umgangs mit Fremden, wer auch immer sie konkret seien, dient den großen Zielen der VN Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Gesellschaftliche Teilhabe kann politisch gefördert werden, gewinnt aber letztlich Gestalt im konkreten Handeln Einzelner.
2026 beginnt der Ramadan voraussichtlich am Abend des 18. Februar, also gut drei Wochen nach dem 3. Sonntag nach Epiphanias. Gastfreundschaft ist in muslimischen Kulturen ein hohes Gut und ein gemeinsames Iftar ist eine gute Gelegenheit zu einem nachbarschaftlichen Besuch. Vielleicht kann die Predigt über solche Erfahrungen berichten oder dazu eine Anregung sein.
Pfarrer Johannes Nett, Ev. Kirche im Rheinland
Literatur:
Gebauer, Roland, Die Apostelgeschichte, Teilband 1, BNT.
Kyrychenko, Alexander, The Roman Army and the Expansion of the Gospel. The Role of the Centurion in Luke-Acts, BZWN 203.
Matthäus 4, 12-23
Nachhaltigkeitsaspekte:
Der Text selber bietet keine direkten Möglichkeiten, an die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen anzuknüpfen. Daher legt sich die Frage nahe zu schauen, was der Text selber unter „nachhaltig“ anbietet – „nachhaltig“ im Sinne einer Langzeitwirkung oder als etwas, das längerfristig Folgen hat.
Im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) ist der Gedanke „mission from the margins“ (Mission von den Rändern, von den Menschen an den Rändern der Gesellschaft her) Programm. Damit ist gemeint, das Evangelium aus Sicht der Benachteiligten, der Schwachen, Ausgegrenzten zu lesen, zu verstehen, zu leben (weitere Infos: https://www.oikoumene.org/de/what-we-do/mission-from-the-margins). Der Bibeltext bietet selber einen geographischen Anknüpfungspunkt mit der Ortsangabe „Sebulon und Naftali“ – beides eher Randgebiete in Israel zur Zeit des Evangelisten Matthäus. Der Evangelist verortet den Beginn von Jesu Tätigkeit in die weniger entwickelten Landstriche. Aber auch gesellschaftlich gesehen gehören die Menschen, die mit Jesus Christus in Berührung kommen und mit ihm unterwegs sind, eher zur Unterschicht, wie die Bibel berichtet.
Predigtanregung:
Liebe Gemeinde, Weihnachten ist vorbei. Der Baum und die Weihnachtsdeko sind weggeräumt, die Geschenke in Gebrauch genommen, Weihnachtsgefühle hat wohl niemand mehr. Im Text für die Predigt heute geht es um den Alltag – und wie trotz des Alltags ein bisschen von Weihnachten bewahrt werden kann.
Der Evangelist Matthäus macht das zum einen deutlich, indem er den alttestamentlichen Propheten Jesaja zitiert. Da heißt es: Das Land Sebulon und das Land Naftali, / die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, / das heidnische Galiläa: 16 Das Volk, das im Dunkel saß, / hat ein helles Licht gesehen; / denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, / ist ein Licht erschienen. Matthäus erinnert an die Verheißung Gottes, dass die Dunkelheit nicht das letzte Wort hat, sondern dass es hell werden wird. Gott selbst sorgt dafür. Matthäus bezieht sich auf die heilige Schrift, die seine Gemeinde gemeinsam mit dem Judentum hat: Wir nennen es das erste oder alte Testament. Und von dort her leitet Matthäus ab, dass Jesu Kommen in die Welt das ist, woran die Menschen sich halten können.
Zum anderen erinnert Matthäus mit seinem Bericht über Jesu Wirken und die Berufung der ersten Jünger daran, dass Jesus Christus im Alltag der Menschen spürbar wird. Jesus zieht umher, legt in den Synagogen die heilige Schrift aus, heilt Kranke. Gott wird im Leben der Menschen erfahrbar durch Jesus Christus. Außerdem ist Jesus nicht allein. Die ersten Jünger gehen mit ihm mit, lassen sich anstecken von Jesus. Sie werden von Jesus zu „Menschenfischern“ ausgebildet. Wie genau sie ihn unterstützen und was die Jünger selber tun, wird in diesem Textabschnitt nicht erzählt. Matthäus ist es nur wichtig, einen allgemeinen Überblick zu geben und sich nicht in Einzelheiten zu verlieren.
Denn die würden vom zentralen Satz ablenken: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Damit die Menschen Gott in ihrem Leben, die Nähe des Himmelreichs erfahren können, also Weihnachten nicht nur im Dezember, ist ein kritischer Blick auf sich selbst nötig. Wie lebe ich eigentlich? Wann und wo lebe ich auf Kosten von anderen?
Wir haben den Ruf zur Umkehr im Advent gehört, z.B. in der Überlieferung von Johannes dem Täufer. Umkehren könnte für uns heute heißen, dass wir unseren Lebensstil anschauen. Prüfen, was Gott daran wohl gefallen würde, und das lassen, was dieser Prüfung nicht standhält. Auch Gott zu fragen, also zu beten, hilft, Gottes Willen zu erkennen. Nicht so, wie wir uns das untereinander sagen. Aber Gott hat Wege, uns seinen Willen mitzuteilen. Und er hat uns seinen Sohn, Jesus Christus, gesandt, damit wir uns an seinem Leben und Wirken ein Beispiel nehmen.
Sie werden sich nun fragen, wie wir denn trotz des Alltags ein bisschen von Weihnachten bewahren, also für die Langzeitwirkung sorgen können. [Hier evtl. Beispiele aus der eigenen Gemeinde/Pfarrei nennen] Klar könnten wir das ganze Jahr Weihnachtslieder singen. Oder Osterlieder. Schließlich ist Jesus Christus auf die Welt gekommen, um uns durch seinen Tod und seine Auferstehung zu erlösen. All das gibt uns Hoffnung und Zuversicht. All das sind Zeichen von Gottes Gegenwart in unserem Leben. Und führt uns zu denen, die noch „im Schattenreich des Todes“ wohnen. So heißt es im Bibeltext. Damit sind die Menschen gemeint, deren Leben durch Gewalt, Not, Unfreiheit und Ungerechtigkeit verdunkelt ist. Die kein sprichwörtliches Licht am Ende des Tunnels sehen. Die z.B. krank, einsam und alleine sind und unter ihrer Situation leiden. Oder die zu unfairen Arbeitsbedingungen schuften müssen.
Meine Erfahrung ist, dass es mich selber froh macht, wenn ich dazu beitragen kann, dass es diesen Menschen besser geht. Wenn ich z.B. Kranke und Einsame besuche. Wenn ich bewusst einkaufe, regional und fair gehandelt, und möglichst lange benutze. Ob ich dadurch Menschenfischer(in) bin, weiß ich nicht. Jesus Christus ist für uns alle gekommen, uns allen nah. Und wenn ich mit meinem Verhalten wenigstens kurz andere spüren lassen kann, dass sie nicht übersehen oder vergessen sind, dann hoffe ich, dass Gott seinen Segen darauflegt.
Liebe Gemeinde, es ist weiterhin seltsam, Ende Januar von Weihnachten und Advent zu sprechen. Diese Zeit ist in unserer Wahrnehmung doch vorbei. Aber die Aussage, dass das Himmelreich nahe ist, dass Gott in Jesus Christus uns nahegekommen ist, das ist die Weihnachtsbotschaft für jeden Tag im Jahr. Auch später im Sommer.
Darum: Kehren wir um! Nehmen Weihnachten mit durchs Jahr – in unserem Herzen und Glauben – und lassen auch andere spüren, dass Gott ihnen und uns nahe ist. Amen.
Kirchenrätin Pfarrerin Frauke Laaser, Ev. Kirche im Rheinland
[1] Vgl. https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-10
[2] Kyrychenko, Alexander, The Roman Army and the Expansion oft the Gospel, BZNW 203, S. 46.
[3] Ebd. S. 188
[4] Vgl. Gebauer, die Apostelgeschichte,Teilband 1, BNT, S. 199.