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| Joh 17,20-26 | Apg 1, 1-11 | Eph 1, 17-23 | Mt 28, 16-20 |
Joh 17, 20-26 – Durch uns erkennt die Welt Jesus Christus
Dieser Text dreht sich um die Erkenntnis. Jesus hat Gott erkannt und die Jünger haben erkannt, dass Gott Jesus gesandt hat. Und nur durch die Jünger (und Jüngerinnen) kann die Welt erkennen, dass Gott Jesus gesandt hat.
Das ist ein hoher Anspruch an diejenigen, die Jesus nachgefolgt sind. Doch es war wirklich so: Ohne das Zeugnis der Jüngerinnen und Jünger hätte die Botschaft des Evangeliums nicht weitergewirkt. Was damals galt, gilt heute umso mehr: Nur, wenn Menschen Gottes Botschaft in ihrem Leben zu verwirklichen versuchen, wird der Glaube weitergegeben.
Woran erkennt „die Welt“, dass Menschen zu Jesus gehören? Im Johannes-Evangelium heißt es: an ihrer Einheit. Davon ist unsere Welt leider weit entfernt. Gräben, die schon überwunden schienen, sind neu aufgerissen und tiefer als je zuvor. In Europa gibt es einen Krieg, der die Welt wieder in Osten und Westen zerreißt. In Israel und Palästina scheint in friedliches Zusammenleben weiter entfernt als je zuvor. Im Sudan oder Myanmar führen ethnische oder religiöse Grenzen zu Bürgerkrieg und Verfolgung. In unserem eigenen Land entstehen neue Gräben zwischen „Einheimischen“ und „Zugewanderten“ und eine Feindlichkeit gegenüber verschiedenen Personengruppen (Migranten, queere Menschen u.a.), die wir lange überwunden glaubten.
Wie können wir da als Christinnen und Christen für die Botschaft Jesu Zeugnis geben? Indem wir gegen Gewalt und Krieg Widerstand leisten und alle Versuche einer gewaltfreien Lösung unterstützen. Indem wir uns klar abgrenzen von Parteien und politischen Strömungen, die eine Personengruppen bezogene Menschenfeindlichkeit vertreten. Indem wir weiter fordern, dass keine Waffen in Kriegs- und Konfliktgebiete exportiert werden dürfen. Indem wir Initiativen unterstützen, die sich für Versöhnung einsetzen – es gibt sie immer noch in Israel und Palästina. Sie sind Zeugen der Einheit in einer zerrissenen Region.
Apg 1,1-11 - Was steht ihr da und schaut zum Himmel – ihr seid seine Zeugen
Mit der „Himmelfahrt“ Jesu beginnt das Buch der Apostelgeschichte. Lukas hat es bewusst als Fortsetzung seines Evangeliums geschrieben. Er beginnt mit dem Verweis auf die Erscheinungen. Damit will er sagen: Jesus ist wirklich auferstanden.
Es gibt ein gemeinsames Abschiedsmahl – sozusagen ein allerletztes Abendmahl. Er nutzt es, seine Jünger und vielleicht auch schon Jüngerinnen auf die Zukunft vorzubereiten. Die Zeiten sind ungewiss, aber das Evangelium soll in die ganze Welt getragen werden. Mit diesem Auftrag „verschwindet“ Jesus in einer Wolke.
Wir haben hier eine Gleichzeitigkeit von Gegenwart und Entzug: Jesus ist nicht mehr physisch präsent, aber er ist trotzdem gegenwärtig, wie in dem Mahl, das sie gefeiert haben. Mit dieser Erfahrung werden die Jüngerinnen und Jünger in die Welt geschickt.
Zum Abschied haben die Jüngerinnen und Jünger nur eine Frage: Stellst Du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? „In dieser Zeit“ ist etwas unklar: Die Zeit bis zu Herabkunft des Heiligen Geistes oder die Zeit bis zur Wiederkunft Jesu? Auf alle Fälle ist es eine Zwischenzeit, in der die Jüngerinnen und Jünger auf sich selbst gestellt sind.
Interessant ist, dass sie immer noch von dem „Reich für Israel“ sprechen. Sie scheinen immer noch eine politische Erwartung zu haben: ein unabhängiges Israel, das in der damaligen Welt auch politisch wieder eine Rolle spielt. Da fragt man sich schon: Haben sie Jesus immer noch nicht verstanden? Haben sie nicht verstanden, dass es ihm nicht darum ging, Israel wieder als einen mächtigen Staat zu etablieren. Haben sie immer noch nicht verstanden, dass es nicht um das „Reich Israel“, sondern um das Reich Gottes geht? Um dieses Reich, das von unten ansetzt: in dem Kranke geheilt werden, Hungrige etwas zu essen bekommen, Ausgeschlossene wieder in die Gesellschaft aufgenommen werden, sündige Menschen Vergebung erfahren.
Jesus antwortet ausweichend auf die Frage nach dem „Reich für Israel“. Er will keine Voraussage über die Zukunft machen, schon gar nicht mit Zeiten. Auf das Hier und Jetzt kommt es an. In diesem Hier und Jetzt sind die Jüngerinnen und Jünger und auch wir als Zeuginnen und Zeugen gefragt.
Wir sind die Zeuginnen und Zeugen des Reiches Gottes – keines politischen Gebildes, sondern des Reiches, in dem die Armen zu ihrem Recht kommen. Das Reich Gottes ist auch das Kriterium nach dem Jesus im Endgericht in Mt 25 die Menschen beurteilt: Den Hungrigen zu Essen geben und Durstigen Wasser; den Nackten Kleidung geben und Fremde aufnehmen; Kranke und Gefangene besuchen.
Die Fragen, die für die Zeuginnen und Zeugen des Reiches Gottes wichtig sind, würde Jesus vielleicht heute anders formulieren. Hier einige Beispiele:
Habt Ihr die Ursachen von Hunger und Wasserknappheit bekämpft? Habt ihr denjenigen, die Lebensmittel für den Weltmarkt erzeugen, so viel bezahlt, dass sie selbst davon leben können? Habt ihr allen Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht? Unterstützt ihr diejenigen, die unter den Folgen des Klimawandels am meisten leiden? Nehmt ihr Menschen auf, die vor Gewalt, Verfolgung, Hunger und anderen Bedrohungen geflohen sind? Erkennt ihr den Beitrag an, den Menschen aus anderen Ländern bei der Pflege von kranken und alten Menschen leisten? Engagiert ihr Euch für Menschen, die zu Unrecht wegen ihrer politischen Einstellung, Religion oder sexuellen Orientierung inhaftiert wurden?
Eph 1, 17-23 – Erkennen, wozu wir berufen sind
Der Epheserbrief startet mit einer hohen Christologie: Jesus Christus, von den Toten auferweckt und im Himmel erhöht. Anders als die meisten anderen Paulusbriefe bezieht er sich auf keine konkreten Fragen innerhalb der Gemeinde. Deshalb ist bis heute umstritten, ob es sich um einen „echten“ Paulusbrief oder um ein Pseudepigraph handelt.
Ziel des Briefes ist die Erkenntnis der Hoffnung, zu der wir berufen sind. Angesichts der aktuellen Weltlage fällt es uns schwer, Hoffnung zu verkünden. Kriege, Konfrontationen zwischen Weltanschauungen, (menschengemachte) Hungernöte, der ungebremste Klimawandel, der durch die militärischen Auseinandersetzungen noch befeuert wird.
Vielleicht hilft gerade jetzt der Blick auf Jesus Christus: scheinbar gescheitert, aber doch erhöht. Unser Glaube gründet sich auf das Kreuz. Ohne Tod keine Auferstehung. Das ist unsere Hoffnung. Diese Hoffnung lässt uns gerade auch jetzt verkünden: eine andere Welt ist möglich, z.B.
- Gewaltfreie Konfliktbearbeitung führt nachhaltiger zu Frieden als Militäreinsätze.
- Es gibt genug Nahrungsmittel auf der Welt, um 10 Mrd. Menschen zu ernähren.
- Viele kleine Projekte weltweit zeigen, dass die Folgen des Klimawandels wirksam bekämpft werden können.
Mt 28, 16-20 – Seine Zusage: Ich bin bei euch
Es war nie einfach, die Botschaft des Reiches Gottes in der Welt zu verkünden. Auch von den Jüngern Jesu waren nicht alle überzeugt. Doch Jesu Auftrag und Zusage gilt: Verkündigt den Menschen das Reich Gottes. Dann bin ich bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Dr. Monika Bossung-Winkler, Speyer