| ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
| Mt 6,5-15 | Apg 8, 5-8.14-17 | 1 Petr 3, 15-18 | Joh 14, 15-21 |
Die Autorin betrachtet die Texte der ev. Perikopenordnung und die der kath. Leseordung im inneren Zusammenhang und hebt abschließend die Nachhaltigkeitsbezüge hervor.
Liturgischer Kontext:
In der kirchlichen Liturgie naht das Ende der Osterzeit am Sonntag Rogate bzw. dem 6. Sonntag der Osterzeit. Der Blick richtet sich inhaltlich bereits auf den Abschied Jesu in seiner Himmelfahrt und die Ausgießung der Geistkraft Gottes, als Stärkung für seine zurückbleibende Freundinnen und Freunde, die demnächst ohne direkten Kontakt zu ihrem Freund und Lehrer klar kommen müssen.
In diesen Kontext passt gut, dass zum einen die Perikope über das Beten gewählt wurde, in der die Jüngerinnen und Jünger, und damit auch wir, darüber belehrt werden, wie aufrichtiges Beten klingen kann (Mt 6,5-15), und zum anderen, wie sie damals und wir heute mit Jesus verbunden bleiben können (Joh 14, 15–21).
Die Lesungen aus der Apostelgeschichte und dem 1. Petrusbrief blicken dann bereits auf die Zeit, in der die Jüngerinnen und Jünger das bei Jesus Gelernte weiter geben und sich erste Gemeinden gebildet haben.
Gemeinsamkeiten der Bibeltexte
Alle vier Texte betonen die Bedeutung einer ausdauernden Haltung im Glauben, die über kurzfristige Handlungen hinausgeht. Sie rufen dazu auf, in einer beständigen und tiefen Beziehung zu Gott zu leben. Diese "Geistige Nachhaltigkeit" drückt sich in der Hoffnung auf eine langfristige Veränderung aus, die in konkreten Handlungen, im Zeugnis für den eigenen Glauben und im täglichen Leben sichtbar wird.
Die Beständigkeit im Glauben an Gott und der Liebe zu Christus hängt dabei nicht von kurzfristigen äußeren Erfolgen ab oder von der Anerkennung anderer. Sie ist eine innere Einstellung in der Gewissheit, auch ohne physische Anwesenheit Christi von ihm nicht allein gelassen zu sein. Das Eingebundensein in eine Gemeinschaft, die auf der gemeinsamen Beziehung zu Christus aufbaut, kann das Wachstum im Glauben und Vertrauen des/der einzelnen und der Gemeinde stützen und darin bestärken, gerade in schwierigen Zeiten standhaft zu bleiben. Dabei stärkt Gottes Geistkraft als ständige Begleiterin sowohl diejenigen, die von ihrem Glauben erzählen, als auch die, die neu zur Gemeinschaft dazu kommen.
Bezug zum Thema Nachhaltigkeit
Die biblische Sicht auf "geistige Nachhaltigkeit" knüpft an das konkrete Erleben an, dass es oft mühsam ist, gesellschaftliche Veränderungen bei ökologischen und sozialen Themen sowie bei Fragen der Ressourcenbewahrung und Gerechtigkeit anzustoßen und durchzusetzen. Engagierte können sich schnell überfordert und frustriert fühlen, wenn sich weder schnelle noch nachhaltige Erfolge erzielen lassen, deren Wirkung über den Moment hinausreichen. Die Erfahrung zeigt: einfacher hat es, wer in seinem/ihrem Engagement in eine tragfähige Gemeinschaft eingebunden ist, bei der die Gruppe die je einzelne Person stärkt, die wiederum das gemeinsame Anliegen mitträgt.
Personen, die sich ihrem Glauben heraus für die unterschiedlichsten Facetten von Nachhaltigkeit einsetzen, können aus den vier Texten des 6. Sonntags der Osterzeit/Rogate die Zuversicht ziehen, dass sie eingebunden sind in eine größere Gemeinschaft, die - mit biblischen Worten - am Reich Gottes mitarbeitet, dass Gott weiß, was sie brauchen, bevor sie darum bitten, und dass sie in all ihrem Handeln gestärkt und getragen werden durch Gottes allgegenwärtige Geistkraft.
Andrea Rehn-Laryea, Amelinghausen