| ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
| Offb 1,9-18 | Zef 2,3; 3,12-13 | 1 Kor 1, 26-31 | Mt 5, 1-12a |
Quellenhinweis des Verfassers: Quellen sind Texte von José Antonio Pagola SJ (homilias cíclo a) und José Bortolini (roteiros homiléticos; Verlag Paulus).
Vorbemerkung zum Tag und zu den Bibeltexten
Die Armen und die Anderen müssen keine besseren Menschen sein und der Hungernde nicht fleißiger, um sich einer Solidarität würdig zu erweisen. Der Mensch aus Nazareth gestattet uns nicht, durch Verdienste und Würde Solidarität zum Tauschobjekt zu machen. Solidarität bewährt sich im Horizont geschenkter Verantwortlichkeit.
In einer Welt, in der Elend, Ausbeutung und Armut keine Betriebsunfälle sind, sondern Produkte politisch-sozialer Organisation, ist Dringlichkeit geboten, Parteilichkeit (jenseits politischer Parteien) und prophetische Notwendigkeit – um nachhaltig unterwegs zu sein im Horizont einer anderen möglichen Welt in der niemand zurückbleiben möge, exakt so, wie es in den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen angedacht ist.
„Sucht den Herrn“ – mit dieser einladenden Ermahnung des Propheten Zefánja – kommen heute Gemeinden zusammen, um ihrem Glauben an Jesus Christus Ausdruck zu geben, der sein Reich in besonderer Weise den Armgemachten und Verfolgten um der Gerechtigkeit willen anvertraut hat. Die Perspektive des Briefes an die Gemeinde in Korinth unterstreicht diesen Ausgangspunkt: nicht viele Weise im irdischen Sinn, keine Mächtigen, sondern das töricht Erscheinende hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen.
Die Frohe Botschaft Jesu kann nicht in irgendeiner Form verkündet werden. Das Evangelium lädt ein, einen Lebensstil und eine Lebensgrundlage zu finden, die das Handeln der Kirchen auf ihrem Weg zum Vater inspirieren müssen. Die Seligpreisungen (Mt 5,1-12a) zeigen uns den Geist einer Haltung des persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens: zufriedene Genügsamkeit; so können wir in die Zukunft gehen.
Selig ist die Kirche, die „arm vor Gott“ und von einfachem Herzen ist, die ohne Überheblichkeit und Arroganz, ohne Reichtümer und Prunk handelt und sich auf eine genügsame Autorität Jesu stützt. Ihr gehört das Reich Gottes.
Selig ist die Kirche, die mit den Weinenden weint und leidet, wenn sie ohne Privilegien einhergeht, denn sie kann so besser das Schicksal der Verlierer und auch das Schicksal Jesu teilen.
Selig ist die Kirche, die darauf verzichtet, sich mit Gewalt, Zwang oder Unterwerfung durchzusetzen, und die Sanftmut ihres Meisters und Herrn praktiziert.
Selig ist die Kirche, die in sich selbst und für die ganze Welt „Hunger und Durst nach Gerechtigkeit“ hat, denn sie wird ihre eigene Bekehrung suchen und sich für ein gerechteres und würdigeres Leben für alle einsetzen, angefangen bei den Letzten. Ihr Verlangen wird von Gott gestillt werden.
Selig ist die Kirche, die auf Strenge verzichtet und Barmherzigkeit vorzieht, denn sie wird Sünderinnen und Sünder aufnehmen und ihnen die Frohe Botschaft Jesu nicht vorenthalten. Sie wird von Gott Barmherzigkeit erlangen.
Selig ist die Kirche mit „reinem Herzen“ und transparentem Verhalten, die ihre Fehler nicht verdeckt und keine Geheimhaltung oder Zweideutigkeit fördert, denn sie wird in der Wahrheit Jesu wandeln.
Selig ist die Kirche, die „für den Frieden arbeitet“ und gegen Kriege kämpft, die Herzen vereint und Eintracht sät, denn sie wird den Frieden Jesu weitergeben, den die Welt nicht geben kann. Sie wird Tochter Gottes sein.
Selig ist die Kirche, die um der Gerechtigkeit willen Feindseligkeit und Verfolgung erleidet, sie wird mit den Betroffenen weinen und das Kreuz Jesu kennenlernen.
Unsere Gesellschaften brauchen solche Gemeinschaften, die von diesem Geist der Seligpreisungen geprägt sind. Nur so haben unsere Kirchen Autorität und Glaubwürdigkeit.
Zefánia 2,3; 3,12-13
Die „Armen der Erde“ (Gedemütigten) suchen Recht und kämpfen für Gerechtigkeit. Sie werden zum Parameter für alle. Es gilt, Gott zu suchen, so wie sie ihn suchen, indem sie für eine größere Gerechtigkeit kämpfen. An solchen Orten geschieht Gotteserfahrung. Sie erinnern an den biblischen Kerngedanken der Exodus-Erzählung, an die Befreiung des Menschen aus Unrecht, Unterdrückung und Angst. Die politisch Verantwortlichen von Juda (7. Jhdt. Vor Christus) dagegen suchen Lösungen gegen die Verarmung der Menschen in Idolatrie, bei der Verabsolutierung fremder Mächte und in der Korruption.
1 Kor 1,26-31
Für die Elite von Korinth war es nur schwer vorstellbar, dass Gott sich um Menschen in den Peripherien des Lebens sorgt. Menschwerdung Gottes inmitten der Ränder –„das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt“ - „Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen“ (2 Kor 8,9). Die Verse dieser Sonntagslesung eröffnen uns ein Profil der Personen, die den Gemeinden Gottes in Korinth bevorzugt angehörten.
Offb 1,9-18
Ende des 1. Jhdt‘s. Eine Zeit der Krise für die christlichen Gemeinden. Im Angesicht von Bedrohungen und Verfolgung als Gemeinden zu verschwinden, lädt der Autor des Buches zum aufrechten Gang ein und die Geschichte von Christus her zu lesen, um trotz entgegengesetztem Anschein zu erspüren, dass Gott der Herr der Geschichte ist. Der Autor weiß sich in tiefster Weise solidarisch mit denen, an die er schreibt. Er identifiziert sich als „Bruder“, das heißt, er teilt den gleichen Glauben, und als Companheiro, als Zeuge inmitten der Bedrohung und des Leidens, vor dem er einlädt, aktiv entgegenzusehen.
Der Schreiber berichtet von einer Erfahrung mit dem Auferstandenen am Tag der Versammlung der Gemeinden und lädt implizit dazu ein, sich auf ähnliche Erfahrungen einzulassen im Klima des Gebets und der Unterscheidung. Die erste Etappe besteht im Hören „eine Stimme, laut wie eine Posaune“, die anordnet zu schreiben, was er sieht und dies an die sieben Gemeinden zu senden. Die zweite Etappe ist Ausdruck der Bereitschaft und der Zustimmung zu dem, der spricht und was er anordnet. Dies gilt den sieben Gemeinden (sieben goldene Leuchter), die die Auferstehung Jesu feiern, der mitten unter ihnen ist. Die Reaktion des Schreibers Johannes: er fällt wie tot zu Boden. Jedoch wird er von Jesus, vom Herrn der Geschichte, dem Ersten und dem Letzten, gesichert, der ihm zuspricht „fürchte dich nicht.“ Diese Zusage fasst alle Etappen der Geschichte zusammen, in der Menschen sich bedroht und ausgeliefert erleben. In all diesen Momenten war Gott präsent, stärkend und tröstend. Der Auferstandene hat die Schlüssel „zum Tod und zur Unterwelt“, sprich: der Tod hat seinen Stachel verloren. „Fürchte dich nicht“- lebt und buchstabiert die Frohe Botschaft in eine zerissene und verwundete Welt hinein.
Msgr. Pirmin Spiegel, Bistum Speyer