Regionalbischöfin Dr. Friederike Spengler, Bischofssprengel Erfurt, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
Nachhaltig predigen…
… wie Maria etwa. Sie predigt von dem, der die Karten der Welt neu mischt. Oder besser gesagt, predigt sie mit ihm. Und dann, ganz ohne Ass im Ärmel oder gezinktem Buben, spielt sie die Karten des Höchsten aus. Geradewegs aus der Hand. Zack: »Gott sieht die Niedrigkeit seiner Magd an und lässt sie jubeln …« und zack: »ER stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen…« Und weiter, zack: »ER füllt die Hungrigen mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.« Und zack: »ER gedenkt an seine Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf«. Und noch während die Karten fliegen, wird allen klar: Ab jetzt ist nichts mehr, wie es war. Nichts bleibt beim Alten. Vielmehr noch: Das Alte ist bereits jetzt sowas von Gestern, dass es gar keine Rolle mehr spielt! Maria legt Gottes Karten auf den Tisch. Sie spielt seine Wirklichkeit vor allen aus.
Kein Wunder, dass das in die Geschichte eingegangen ist. Der Evangelist Lukas (1, 46-55) hat es in Worte gefasst und lässt Maria den Mund ihres Herzens überlaufen. Und seitdem gilt diese Predigt als eine der gefährlichsten der Welt. Eine, der man eine Revolution zutraut. Nicht auszudenken! Marias Predigt richtet auf, stärkt, tröstet, bringt zurecht. Und selbst die, die schon längst nichts mehr erwarten, die hören das Wort auf einmal für sich. Maria stiftet dazu an, um Gottes Willen mit dem Besten zu rechnen. Und damit selbst zu beginnen.
Und wann? »Jetzt«, sagt Maria, und spricht das »Amen«.
Maria, bei dir will ich predigen lernen. Nachhaltig.
