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Tag der Geburt Christi / Christfest I / Weihnachten (25.12.22)

Tag der Geburt Christi / Christfest I / Weihnachten [V/A]

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Kol 2,3(4-5)6-10 am Morgen: Jes 62, 11-12
am Tag: Jes 52, 7-10
am Morgen: Tit 3, 4-7
am Tag: Hebr 1, 1-6
am Mo.: Lk 2, 15-20
am Tag: Joh 1, 1-18

Gedanken zum Christfest

Für die Eine oder den Anderen ist der 25.12. schon der Nachklang des „eigentlichen" Weihnachtfestes, welches traditionell oft auf den 24.12. datiert wird. Als 1. Weihnachtsfeiertag bildet er im Kirchenjahr jedoch den Beginn des eigentlichen Christfestes. An diesem ersten Feiertag von zweien steht das Wunder der Menschwerdung Gottes im Mittelpunkt: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit" (Spruch des Tages - Johannes 1,14a). Die Menschwerdung Gottes ist im christlichen Glauben gleichermaßen Gottes Offenbarung in der Welt. Mit der Inkarnation Gottes wird Gottes Wesen zukünftig im „Menschen Jesus" ersichtlich. Dieses „sichtbar werden" Gottes ist das Ausgezeichnete dieses Festes: Gott hat seine Schöpfung von Anbeginn der Zeit nie allein gelassen, hat Sie nie nur sich selbst überlassen, war ihr nie fremd – nun wird er in ihr menschlich sichtbar!

Gedanken zu den einzelnen Texten

EKD Predigttext: Kolosser 2,3 (4-5) 6-10

Der Predigttext der EKD lesereihe macht die Andersartigkeit des Christlichen Evangeliums, gegenüber anderen Weltanschauungen (V.5&8) deutlich: In IHM sind Weisheit und Erkenntnis verborgen (V3). In IHM ist Gott in seiner Fülle leibhaftig (V9). Was Jesus gelehrt hat, führt nicht nach irgendwo anders, weist nicht auf irgendetwas Anderes. Er selbst ist das Zentrum dessen, was sich zu glauben und anzunehmen lohnt. Dementsprechend ist auch die Verwurzelung (V7) in IHM, in der Person Jesus, das Wesen der Nachfolge. Es wird deutlich, es geht in der Nachfolge Jesu nicht darum ein gedankliches Konzept zu übernehmen, es geht um die eigene Identität: „und ihr seid erfüllt durch ihn" (V10). Glauben in diesem Sinn ist nachhaltige Veränderung. Vielleicht ist genau das, der Grund für den Welterfolg des Evangeliums.
Was wirkt sich die veränderte Identität der JesusnachfolgerInnen auf ihre Haltung in den fundamentalen Fragen unserer Zeit aus? Welches Weltverhältnis haben wir als JesusnachfolgerInnen?

Kath. Lesejahr A:

Lesung 1: am Morgen: Jes 62, 11-12; am Tag: Jes 52, 7-10

Beide Lesungen des Jesajabuchs verbinden die eher regionale Perspektive (Israel, Jerusalem, Gottes Volk) mit der Globalen (vor den Augen aller Völker, an die Enden der Erde). Das Kommen Gottes ist gleichermaßen konkrete Inkarnation (Gott wird Mensch an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit und in einer konkreten Situation (gesellschaftlich und politisch). In diese Konkretion hinein erweist sich Jesus als Gottes Sohn. Gottes Wirklichkeit ist in dieser konkreten Person sichtbar. Die Nachfolge Jesu darf/soll darum in gleicher Weise ganz konkret sein (Joh.20,21). Was bedeutet das für uns heute, in einer globalisierten Welt mit ihren Herausforderungen? Wie wird Nachfolge in den Herausforderungen des Anthropozän sichtbar?

Lesung 2: am Morgen: Tit 3, 4-7; am Tag: Hebr 1, 1-6

Beide Lesungen finden eine Schnittstelle in der Menschenliebe Gottes (Tit 2) die uns selig macht und in der sich Gott zeigt auf vielfältige Weise zeigt (Hebr. 1). Kernpunkt beider Texte ist die Offenbarung Gottes in Christus. Was bedeutet diese Offenbarung für das Zusammenleben in einer globalisierten Welt? Wie zeigt sich unser Glaube im Umgang mit den großen Fragen unserer Zeit?

Evangelium: am Morgen.: Lk 2, 15-20; am Tag: Joh 1, 1-18

Die beiden ausgewählten Evangelien-Lesungen ähneln sich im Kern, unterscheiden sich in der Art der Darstellung jedoch fundamental. In Lukas begegnet uns eine Geschichte, eine Erzählung. Unmittelbar entstehen Bilder vor den Augen. Die Hirten sind bewegt von der Botschaft der Engel und setzen sich in Bewegung. Ob der Gottesbegegnung geht ihnen der Mund über und sie reden von all dem, was sie erlebt haben. Der aus dem Johannesevangelium ist weniger narrativ und eher philosophischer Art. Wirkliches, weltliches Geschehen wird vermischt mit metaphysischer Logik. Beide Erzählweisen der Weihnachtsgeschichte gehören zusammen und sind auch heute nötig: Bilderzeugende Erzählungen und metaphilosophische Einordnungen. Sie gehören zusammen, auch in den Fragen der heutigen Zeit, auch in den versuchen eine christliche Antwort auf die Herausforderungen des Anthropozän zu finden.

Gregor Rehm, Ev. Kirche der Pfalz

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