
(© MEV)
Der Autor betrachtet die Predigtperikope der ev. Perikopenordnung und stellt Querbezüge zu den Bibelstellen der kath. leseordnung her. Stichworte zur Nachhaltigkeit: Völker- und Glaubensgrenzen überwinden, sich die Mühe der Umsetzung des Evangeliums machen, Umgang mit dem Phänomen "Sachzwänge", Aktualisierung der Beichtfragen, Ökolog. Fußabdruck und Lebenssstil |
Auslegung Kol 1, 24-27 Der Anlass des wahrscheinlich pseudopaulinischen Kolosser-Briefes ist u.a. die Warnung vor einer tendentiell gnostischen "Irrlehre", die der Entmächtigung der Mächte durch den auferstandenen und erhöhten Christus nicht traut und darum die Beachtung von allerlei Frömmigkeitsregeln und Zwischenwesen fordert. "Paulus" verwahrt sich dagegen mit zwei Hervorhebungen: Die Gemeinde der Heiligen hat uneingeschränkten Anteil an dem "Geheimnis", nämlich der Gemeinschaft mit Christus. In ihm sind sie dem zugehörig, der die Erlösung längst vollbrachte (1,14), der alle Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet hat (2,15), in dem alle Fülle wohnt (1,19). Zugleich ist diese "Hoffnung der Herrlichkeit" - gut paulinisch - bei aller indikativischen Vergewisserung immer auch noch imperativisch einzuholen, zu erleben und zu erleiden: Nämlich in der Umsetzung dieser überzeitlich gültigen Wahrheit in die "Mühen der Ebene", in den Prozess des geschichtlichen Lebens. An dieser Umsetzung "arbeitet sich ab", freut sich (vgl. v. 24 und 27: "freu mich", "herrlicher Reichtum") und leidet (v. 24 und 28f: "leide", "ermahne, mühe, ringe") der Apostel, sein Predigt-Amt, die "Gemeinde unterwegs" mit ihm. Obwohl bei Paulus und in den Deuteropaulinen die kosmologische Zuordnung Christi aufs Ganze gesehen eine eher randständige Rolle spielt (vgl. Rö 11,36; Eph 1,10; 3,9f; 4,6.9f.13), ist die betonte Aufnahme des "Christus-Hymnus" (Kol 1,15-20) für das Verständnis des gesamten Kolosser-Briefes zweifellos von Gewicht - und damit auch für unseren Abschnitt. Die "Schöpfungs-Mittlerschaft" Christi ist und bleibt cantus firmus des Schreibens. Damit wird dem Epiphanias- bzw. Erscheinungs-Fest als "Anlass" ein so umfassendes Verständnis zugeschrieben, dass es sich verbietet, daraus lediglich eine mehr oder weniger fromme "Gestimmtheit" abzuleiten. Die paulinische Dialektik von schon und noch-nicht gilt auch für dieses Kirchenjahres-Fest: Ja, Christi und in ihm Gottes Herrlichkeit ist erschienen und als "Christus in euch" erfahrbar, und doch will und soll eben diese heilsgeschichtliche Tatsache allenthalben und "nachhaltig", d.h. in jeder Hinsicht, zur Erscheinung kommen, auf alle Lebensbereiche ausstrahlen. Querbezüge zum Katholischen Lesejahr B Historisch wird man zugestehen müssen, dass sich Verbindungen zu den oekumenisch parallelen Kirchenjahres-Texten (Jes 60,1-6 / Eph 3,2-3a.5-6 / Mt 2,1-12) zunächst wegen der allzu unterschiedlichen Zeit- und Kultur-Räume ihrer Entstehung (abgesehen vom Epheser) schlicht verbieten. Eine sachliche Verwandtschaft besteht dennoch. Letztlich geht es in allen (auch in Kol 1,24-27) um das Offenbarwerden eines ganzheitlichen, letzt-gültigen Horizonts aller Geschichte. Eindrücklich vorgestellt im Gedankenkreis der "Völkerwallfahrt" (Jes 60,1-6, ähnlich Jes 2,2-4; 25,6-8; 49,14-21; Hag 2,6ff), aufgegriffen im Zug der "Weisen aus dem Morgenland" zum Kind in der Krippe (Mt 2,1-12) und im Amts-Verständnis des Apostels (Eph 3,2ff wie auch in Kol 1,24ff), wo alle Glaubens- und Völker-Grenzen überwunden werden. Grenzen überwindend, integrativ ist die Heils-Offenbarung, weil sie einerseits "schon" und unumstößlich gilt - und doch zugleich im Prozess des geschichtlichen Lebens "noch" eingeholt und realisiert werden will. Im Leitbegriff der Nachhaltigkeit spricht sich eine durchaus vergleichbare, integrative Wahrheit aus: sie ist Zusage und Aufgabe in einem, heilsam und notwendig zugleich, Einladung zur Freude aber auch zur Bewährung. Nachhaltigkeit Gerade weil das Evangelium und mit ihm der Auferstandenene Anspruch auf alle Wirklichkeit erhebt, ja alles Geschaffene sich letztlich von ihm herleitet, darum ist es so notwendig, nun die "Mühen der Umsetzung" dieser alles umfassenden Wahrheit als Apostel, als Gemeinde, als heutige christliche Zeitgenossenschaft auf sich zu nehmen. Das "Dienen" und das "Leiden" bleiben aktuell, noch immer fehlt viel zur "Vollendung". Doch gerade wem das "Geheimnis" offenbart ist, wer dessen ganzen "Reichtum" ermisst, wer an IHM innerlich längst Anteil hat, gerade der bzw. die wird nicht ruhen, diese gültige Wirklichkeit mit jedem Atemzug zu "ver-wirklichen" und christus-gemäß zu leben. Aktualisierung Unter diesem Vorzeichen an dieser Stelle ein paar unfrisierte Nachhaltigkeits-Gedanken als Angebot für die Predigt: |
Dr. Rainer Hennig, Lauenstein |
evang. Reihe IV: Kol 1, 24-27 |
kath. 1. Lesung: Jes 60, 1-6 |
kath. 2. Lesung: Eph 3, 2-3a.5-6 |
kath. Evangelium: Mt 2, 1-12 |